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Grosser Polizeieinsatz in Wettingen wegen eines Corona-Kritikers
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 14.04.2020. Bild: Keystone
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Festnahme von Corona-Kritiker Verschwörung oder normale Intervention der Aargauer Behörden?

Grosseinsatz der Polizei am vergangenen Samstagabend in Wettingen: Polizisten der Aargauer Spezialeinheit Argus umstellen ein Gebäude, in dem sie einen mutmasslich gefährlichen Mann vermuten. Die Polizei sperrt auch die Strasse, sowie den nahen Bahnhof Wettingen ab. Zuvor war die Polizei schon am Wohnort des Mannes in Baden aufgetaucht, wo der Mann aber nicht vorzufinden war.

Die Aargauer Kantonspolizei begründet den Einsatz der Spezialeinheit damit, dass der mutmasslich psychisch labile Mann bewaffnet sein könnte. Am späten Abend nehmen die Beamten den 58-Jährigen schliesslich fest und bringen ihn in eine psychiatrische Klinik.

Kritiker mundtot machen?

Hintergrund des Ganzen: Der Mann, der als Arzt in Wettingen praktiziert, soll Behörden und Angehörige bedroht haben, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Tatsächlich ruft der 58-Jährige auf einem Blog dazu auf, die Waffen rauszuholen und zu laden. Als Grund dafür nennt er, dass die Corona-Krise dazu diene einen globalen Putsch zu verschleiern.

Da der Arzt auch sonst durch viele und zum Teil spezielle Äusserungen zur Corona-Pandemie und anderen Dingen auffällt, tauchen kurz nach seiner Verhaftung im Internet Spekulation auf, dass die Aargauer Behörden hier versuchen einen Kritiker zum Schweigen zu bringen. Diese Behauptung hat auch der Arzt selber noch kurz vor seiner Verhaftung auf sozialen Medien veröffentlicht.

Alex Dutler von der Aargauer Staatsanwaltschaft verneint im Gespräch mit SRF diese Behauptung vehement.

SRF: Im Internet kursieren Bilder des Polizeieinsatzes vom Samstagabend. Kann man von einem gravierenden Vorfall ausgehen?

Alex Dutler: Der Beschuldigte hat in den sozialen Medien verschiedene auffällige Äusserungen gemacht. Aufgrund dieser Äusserungen mussten wir davon ausgehen, dass er für sich oder für andere eine Gefahr darstellen könnte. Eine Drittperson teilte dann noch mit, dass er über eine Schusswaffe verfügt. Aus diesen beiden Gründen musste die Polizei reagieren.

Deshalb ging die Polizei bei ihm vorbei. War er denn bewaffnet?

Genau, man ging vorbei, hat den Mann vorläufig festgenommen und es gab auch eine Hausdurchsuchung. Dabei fand man eine Schusswaffe.

Können Sie noch näher beschreiben, weshalb man den Mann als gefährlich einschätzte und entsprechend hart durchgriff?

Wie ich es schon Anfangs beschrieben habe, war es die Kombination aus den auffälligen Äusserungen gemeinsam mit der Waffe. Deshalb musste man in diesem Moment die Situation so einschätzen. Es ist so, dass man vielleicht nachträglich oft das Gefühl hat, es wäre nicht nötig gewesen, wenn man alle Informationen hat. In diesem Fall glaube ich es jedoch nicht. Wir müssen jeweils solche Entscheide unter grossem Zeitdruck und mit den vorhandenen Informationen treffen. Hätten wir nicht reagiert und es wären danach mehrere Personen erschossen worden, dann wäre die Geschichte noch um einiges dramatischer gewesen.

Nun mit zwei Tagen Abstand. Haben Sie am Samstag richtig reagiert?

Der Beschuldigte wurde nach der Festnahme ärztlich untersucht. Die Ärzte kamen zum Schluss, dass er nicht haftfähig ist aus gesundheitlichen Gründen. Er kam dann für die genaueren Untersuchungen in die psychiatrische Klinik. Dort wurde eine sogenannte fürsorgerische Unterbringung gemacht. Diese macht man, wenn jemand zum Beispiel wegen psychischen Problemen für sich oder andere eine Gefahr darstellt. Wenn man sieht, zu welchen Schlüssen die Mediziner kamen, kann man sicher sagen, dass wir richtig reagiert haben.

Der Beschuldigte ist ein 58-jähriger Arzt. Er selbst schrieb in den sozialen Medien, man wolle ihn als Arzt zum Schweigen bringen, weil er die Corona-Massnahmen kritisiert. Was sagen Sie dazu?

Das ist absolut nicht so, und dies ist auch wichtig zu betonen. Es waren seine Äusserungen in Kombination mit der Waffe, welche ein Problem geben könnten. Deshalb mussten wir intervenieren. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er als Corona-Kritiker im Internet auftritt. Es geht nicht darum ihn mundtot zu machen, wie teilweise kolportiert wird. Wir müssen aufpassen. Wir sind alle seit Wochen zu Hause. Es ist eine angespannte Stimmung. Man sollte nicht solche Falschmeldungen verbreiten.

Die Intervention hätte auch stattgefunden, wenn er kein Corona-Kritiker wäre.

Wir hatten auch schon am vergangenen Wochenende einen ähnlichen Fall. Es hiess, es sei zu Auseinandersetzungen gekommen, weil das Social Distancing nicht eingehalten wurde. Alle Medien berichtet darüber. Schlussendlich stellte sich heraus, dass es ganz anders war, die Personen sich schon vorher kannten und bereits eine Auseinandersetzung hatten. Man darf aktuell nicht alles unter der Corona-Lupe anschauen. Die Intervention (in Wettingen) hätte auch stattgefunden, wenn der Verhaftete kein Corona-Kritiker wäre.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr;

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